“Für Kapitalismus-Gläubige rund um den Globus geht ein Gespenst im Papstgewand um. Im Gegensatz zu seinem deutschen Vorgänger Benedikt, der einer ungerechten Welt einen moralischen Anstrich verpassen wollte, spricht Papst Franziskus klare Worte: der globalisierte Kapitalismus steckt in der Krise, eine allein profitorientierte Marktwirtschaft bringt neben Wachstum mehr Gewalt und Kriege, mehr soziale Ungleichheit, mehr Umweltzerstörung und verstärkten Klimawandel“, kommentiert Eva Bulling-Schröter, energie- und klimapolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE, die erste Umwelt-Enzyklika in der Geschichte des Vatikan.
Bulling-Schröter weiter:
„Es ist lobenswert, wenn sich das Oberhaupt der Katholischen Kirche mit den Ursachen moderner Krisen auseinandersetzt. Die Umwelt- und Klimakrise denkt der “Papst der Armen” immer im Zusammenhang mit der sozialen Frage. Armut und Zerstörung der Natur gehen Hand in Hand. Umso begrüßenswerter ist aus linker Sicht die laute Kritik an neoliberalen Rezepten zur politischen Bearbeitung aktueller Krisen. Nicht mehr Markt oder mehr Technik werden den Klimawandel aufhalten können, sondern politische Eingriffe, Ordnungspolitik und öffentliche Institutionen sind das Mittel der Stunde.
Wie DIE LINKE lehnt die Umwelt-Enzyklika den Handel mit CO2-Emissionszertifikaten ab, dessen weltweite Einführung Bundeskanzlerin Merkel jüngst forderte. Statt weniger CO2 auszustoßen können Unternehmen mit den Gutschriften handeln, spekulieren und damit Gewinne mit dem Klimawandel einstreichen. Der Argentinier weiß, wovon er spricht, hat der Vatikan-Obere die Folgen neoliberaler Schock-Therapien, wie sie heute etwa Griechenland über sich ergehen lassen muss, als Seelsorger in den Armenvierteln seiner Heimat in den 1990gern selbst miterlebt. Das Gemeinwohl der Welt steht über dem Wohl weniger Reicher und der mächtigen Staaten. Sowohl für Katholikinnen und Katholiken in Politik und Gesellschaft als auch für Nicht-Kirchgänger ist die Enzyklika darum eine Anregung zum ernsthaften Nachdenken und Handlungsanleitung dafür, in welcher Welt sie leben möchten.“