Klimakonsortium wirbt für Anschnallgurt in der Klimapolitik

DDK-Positionspapier zeigt Perspektiven der Klimaforschung auf (Foto: Privat)

DDK-Positionspapier zeigt Perspektiven der Klimaforschung auf (Foto: Privat)

In diesem Sommer war der Klimawandel besonders stark zu spüren. Der Monat Juli 2015 war weltweit der wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1850. Deutschland stellte mit 40,3 Grad Celsius einen Hitzerekord auf. Grund genug also, um die Forschung über die Ursachen des Hitzetrends weiter voranzutreiben.

Bei einem parlamentarischen Frühstück, an dem Eva Bulling-Schröter aus Termingründen leider nicht teilnehmen konnte und darum durch einen Mitarbeiter vertreten war, hat das Deutsche Klima Konsortium (DKK) ein aktuelles Positionspapier zu forschungspolitischen Zukunftsthemen im Zusammenhang mit dem Klimawandel vorgestellt. Der Dachverband der Klimaforschung in Deutschland war prominent vertreten. Eingeladen waren Abgeordnete aller Fraktionen von Marie-Luise Beck, Geschäftsführerin des DKK, die die Anwesenden herzlich Willkommen hieß.

Klimafrühstück für Frühaufsteher am Gendarmenmarkt in Berlin (Foto: Privat)

Klimafrühstück für Frühaufsteher am Gendarmenmarkt in Berlin (Foto: Privat)

Klimakonferenz muss Reduktionsziele erhöhen

Über den aktuellen Stand des Klimawandels mit erhöhten Temperaturen, steigenden Meeresspiegeln, Arktisschmelze und globalen CO2-Reduktionspfad-Modellen künftiger Wirtschaftsentwicklung referierte gewohnt fundiert und einprägsam Professor Mojib Latif, Leiter des Forschungsbereiches Ozeanzirkulation und Klimadynamik am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel. Der Apell an die Politik vor den UN-Klimaverhandlungen in Paris Ende des Jahres: Melden die Staaten nicht ambitioniertere CO2-Reduktionsziele, so wird sich die Erde bis Ende des Jahrhunderts auf bis zu drei Grad erwärmen. Für die Gesellschaften im Pazifik wäre schon eine Erderwärmung von 2 Grad eine existentielle Bedrohung, das ansteigende Meer würde ganze Inselstaaten versinken lassen.

Prof. Mojib Latif erklärt interessierten Abgeordneten den Klimawandel (Foto: Privat)

Prof. Mojib Latif erklärt interessierten Abgeordneten den Klimawandel (Foto: Privat)

Klimawandel und Gesellschaft besser verstehen

Das Klima verstehen, Bewertung und Umgang mit Klimarisiken und Klimaforschung in der Demokratie waren Schwerpunkt des Vortrags von Professor Gernot Klepper, Leiter des Forschungsbereiches Umwelt und natürliche Ressourcen am Institut für Weltwirtschaft (IfW) der Universität Kiel.  Klepper wies auf diese aus Sicht des DKK drei wichtigsten Herausforderungen in der Klimaforschung hin. Es gelte bestehende Wissenslücken für das Verständnis des Klimasystems zu schließen, um Unsicherheiten in Aussagen von Klimamodellen zu verringern. Die Abschätzung von Klimafolgen auf Natur und Gesellschaft müsse weiter verbessert werden, indem klimatische und nicht-klimatische Faktoren miteinander verknüpft werden. Auch müsse Wissenschaft und Forschung die Voraussetzungen für eine passgenauere Politikberatung und gesellschaftlichen Wandel klären.

Politik muss notwendige Entscheidungen einleiten

In einer abschließenden Diskussion mit den Anwesenden war man sich parteiübergreifend einig, dass die Öffentlichkeit weiter über die Bedeutung des Klimawandels aufgeklärt werden müsse. Professor Klepper und Professor Latif unterstrichen abschließend den Anspruch der Forschung, Handlungsempfehlungen an die Politik auszusprechen. Es sei aber an den demokratisch legitimierten VolksvertreterInnen, unter den Empfehlungen auszuwählen und Klimaschutz in Gesetze zu gießen. Nicht der Einzelne könne durch individuelles Handeln wie Kaufentscheidungen den Klimawandel aufhalten. Klimaschutz verlange als gesellschaftliche Aufgabe nach gesellschaftlichen Antworten. Habe die Einführung der Anschnallpflicht in den 1950ger Jahren massiven Widerstand gegeben, weil die Vorschrift in die persönliche Freiheit eingreife, bestünde heute Konsens über die Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit dieser ordnungspolitischen Maßnahme. Für den demokratischen Rückhalt notwendiger Entscheidungen zu sorgen, das ist Aufgabe der Politik.