Tauli-Corpus im Bundestag: Indigenen Völkern Gehör verschaffen!

Die Phillipinin kämpft seit ihrer Jugend für Indigenenrechte (Foto: Privat)

Die Phillipinin kämpft seit ihrer Jugend für Indigenenrechte (Foto: Privat)

Bei einem Abgeordneten-Gespräch mit der Sonderberichterstatterin der Vereinten Nationen für die Rechte indigener Völker, Victoria Tauli-Corpus, bei dem Eva aus Termingründen von einem Mitarbeiter vertreten wurde, ging es heute um Klimaschutz und die Rolle der indigenen Völker dieser Welt. Begleitet wurde Frau Tauli-Corpus von Sabine Minninger, der Referentin für Internationales beim evangelischen Hilfswerk Brot für die Welt.

Indigene Völker gelten als Nachkommen einer Bevölkerung, die vor der Eroberung oder Kolonisierung (vor allem Europa, USA) als auch der Gründung eines Staates (Afrika, Asien, Lateinamerika) durch andere Völker in einem räumlichen Gebiet lebte, und die sich bis heute als ein eigenständiges “Volk” verstehen. Und die eigene soziale, wirtschaftliche oder politische Einrichtungen und kulturelle Traditionen beibehalten haben. Rund 350 Millionen Angehörige indigener Völker leben weltweit, die meisten in den vom Klimawandel am meisten betroffenen Gebieten in Afrika, Asien und Lateinamerika.

Mit Blick auf die Klimaverhandlungen in Paris (COP21) fordern die indigenen Völker erstens eine Verankerung des Menschenrechts-Aspekts im neuen Klimaabkommen ein. Zweitens soll das kulturelle, traditionelle Wissen bei der Anpassung an den Klimawandel und der Milderung an die Folgen des Klimawandels Berücksichtigung finden. Im Kyoto-Nachfolgevertrag soll drittens anerkannt werden, dass die indigenen Völker vor Ort bereits über einen Erfahrungsschatz verfügen, etwa was den Schutz des Regenwaldes angeht. Sollten neue Programme wie im Rahmen des Entwaldungsschutzprogramms REDD+ aufgelegt werden oder über den neu errichteten Grünen Klimafonds (GCF), der ab 2020 jedes Jahr 100 Milliarden US-Dollar für die Entwicklungsländer bereit stellen soll, dann sollten die indigenen Gemeinden direkt von diesen Mitteln profitieren und diese auch verwalten dürfen. Und schließlich viertens, so die UN-Vertreterin, gilt es die aktive und direkte Beteiligung der indigenen Völker bei Infrastrukturprojekten wie Straßen oder Staudämmen über Konsultationsmechanismen sichergestellt werden.

Das Leben von Victoria Tauli-Corpuz ist ein Leben des Kampfes. Sie ist eine langjährige Indigenen-Aktivistin und traditionelles Oberhaupt der Kankanaey Igorot, einem Volk aus der Bergregion in den Phillipinen. Sie hat als Beraterin für Entwicklungsfragen, Menschenrechtsexpertin, für Frauenrechte und im öffentlichen Dienst gearbeitet. Als Vorsitzende des UN-Forums für Indigene Völker war sie aktiv an der UN-Deklaration für Indigene Völker beteiligt, die 2007 verabschiedet wurde. In den 1970ger Jahren baute sie als Jugendaktivistin die Indigenenbewegung in ihrer Heimat mit auf. Sie engagierte sich im Kampf gegen Großprojekte unter Diktator Marcos. Dabei gelang es das Chico River Wasserkraftwerk und den Bau einer Papierfabrik zu verhindern.

Den Jahresbericht 2015 der Sonderberichterstatterin lesen Sie hier (englisch).

Eine Studie über Indigene Völker und Waldschutz lesen Sie hier.